Vorschau zur neuen Sonderausstellung
25. Oktober 2024 – 19. Januar 2025, eine Kooperation mit dem Historischen Museum Frankfurt
Frankfurt war im späten 18. Jahrhundert ein Zentrum des Kunsthandels und der Kunstproduktion. Wie überall in Deutschland begeisterten sich Künstler und Sammler noch immer für die Kunst der Niederlande im Zeitalter Rembrandts. Aber Frankfurt besaß ein Alleinstellungsmerkmal: Nur hier blühte das Genre des Kircheninterieurs wieder auf – eine außergewöhnliche Retromode. Zwischen 1770 und 1820 entstanden zwischen zwei- und dreihundert Phantasiekirchen und dutzende Porträts Frankfurter Kirchen – Gemälde und ausgeführte Zeichnungen, die schon bald europaweit gehandelt wurden.
Die Ausstellung „Raumwunder. Frankfurter Maler entdecken das Kircheninterieur" im Dommuseum Frankfurt widmet sich erstmals diesem einzigartigen Phänomen und präsentiert seine ganze Bandbreite anhand von zahlreichen Werken der beiden Hauptvertreter dieses Gemäldegenres Johann Ludwig Ernst Morgenstern (1738–1819) und Christian Stöcklin (1741–1795) sowie ihrer Vorläufer und Wegbegleiter. Insbesondere das Schaffen Morgensterns ist durch die von ihm geführten Werkverzeichnisse und seine Gemäldeabklatsche gut dokumentiert. Sie gewähren einen faszinierenden Einblick in die Werkstattpraxis des Künstlers, die Mechanismen des Kunstmarkts und die Vorlieben der Gemäldesammlerinnen und -sammler. Sie alle teilten die Faszination für virtuose perspektivische Raumkonstruktionen.
Erstmalig werden die Gemälde der Frankfurter Kirchen auch auf ihren Quellenwert also ihre Zuverlässigkeit im Hinblick auf Raumgestalt, Ausstattung und liturgischen Gebrauch im Zeitalter der Säkularisation untersucht. Im Zentrum steht die Umbruchzeit zwischen Aufklärung und Romantik: Die Vorliebe der bürgerlichen Sammlungen für Gemälde nach niederländischem Vorbild mündet in die romantische Überhöhung der gotischen Kirchenruinen und Kathedralen.
Die Ausstellung wird kuratiert von Dr. Wolfgang Cilleßen, Kurator am Historischen Museum Frankfurt, Dr. Almut Pollmer-Schmidt und Dr. Gerhard Kölsch sowie als Restauratorin, Anja Damaschke (HMF). Das Städel Museum, das Goethehaus (Dr. Mareike Hennig) und das Hessische Landesmuseum Darmstadt sind als Hauptleihgeber ebenfalls involviert. Das Projekt ist das Ergebnis der langjährigen kontinuierlichen Forschung von Dr. Wolfang Cilleßen. Die Ausstellungsgestaltung liegt in den Händen von Sounds of Silence (Petra Eichler und Susanne Kessler). Zu der Ausstellung erscheint im Verlag Schnell und Steiner (Regensburg) ein wissenschaftlicher Katalog mit Beiträgen u. a. von Prof. Jürgen Bärsch, Dr. Hildegard Lütkenhaus, Prof. Bernward Schmidt, Prof. Michael Thimann.